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Predigtvorschlag

Jahrgang 1998 Nr. 27 12.4.1998

Für den Ostersonntag (1. Kor. 15,1-11)

Schriftlesung: Markus 16,1-8

Wochenspruch: Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offb. 1,18) Wochenlied: EG 101 oder 106 Weitere Liedvorschläge: EG 99; 101; 112; 115

Amt für missionarische Dienste und Gemeindeaufbau in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Herausgegeben vom Beauftragten für die Aus- und Fortbildung von Lektor/-innen und Prädikant/-innen: Pfr. Hermann Birschel, Elisabethenstr. 51, 64283 Darmstadt, 06151/175439, 06151/175440 pr.: Am Mühlberg 30, 64658 Fürth, / 06253/23270

Liebe Gemeinde!

Ostern - Frühlingserwachen!

Die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf, und auch wir Menschen fassen wieder Zuversicht, wo uns die kalte, dunkle Jahreszeit so oft in trübe Stimmungen versetzt hatte. Ostereier, frisches Grün und so manches andere ergeben einen schönen Rahmen für ein freudiges Feiern.

Ist das alles? - Wenn das tatsächlich so wäre, dann wären die zweitausend Jahre Christen-Erfahrung vergeblich gewesen, dann hätten wir Christen uns so manches sparen können. Denn Ostern - der Name kommt aus der alten Heidenwelt - war hierzulande einst das Fest der wiedererwachenden Natur. Erst indem man das Fest der Auferstehung Christi, die sich ja gerade zu dieser Zeit - dem jüdischen Pessach-Fest - ereignet hatte, an die Stelle des alten heidnischen Frühlingsfestes setzte, fiel das neue Fest mit dem alten Termin zusammen, zu dem wir heute Ostern feiern.

abei spielt der Termin selbst keine Rolle. Wichtig ist allein, daß wir der Auferstehung gedenken und uns ihrer Konsequenzen bewußt werden.

Wenn wir nun heute über die Auferstehung nachdenken oder mit Andersdenkenden oder Zweifelnden diskutieren, dann kommen so mancherlei Fragen auf: Wie kann ein Toter wieder auferstehen, wieder lebendig werden?-

Oder: War Jesus nicht vielleicht einfach nur scheintot?

Und: Wer garantiert uns, daß es wirklich so war?

Wir haben uns vorhin im Glaubensbekenntnis dazu bekannt, daß wir an den Auferstandenen glauben - und an die Auferstehung der Toten. Damit haben heute viele Menschen ihre Schwierigkeiten.

aß Jesus auf unbegreifliche Weise wieder lebendig erschienen ist, ist ja noch akzeptabel. Aber wie soll das mit unserer eigenen Auferstehung vor sich gehen?

Solche Schwierigkeiten hatten schon damals vor fast zweitausend Jahren die Christen von Korinth, Leute, die nicht so naturwissenschaftlich beeinflußt waren wie wir heute. Ihnen schreibt Paulus in seinem Brief, was es damit auf sich hat. Im ersten Teil - unserem heutigen Predigttext - widmet er sich der Frage nach der Auferstehung Jesu Christi, im zweiten Teil - dem Predigttext für morgen -geht er dann auf unsere eigene Erweckung von den Toten ein.

So hören wir aus dem ersten Korintherbrief, Kap. 15 die Verse 1 bis 11:

1 Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, 2 durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, daß ihr umsonst gläubig geworden wärt. 3 Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe:

Daß Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; 4 und daß er begraben worden ist; und daß er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; 5 und daß er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.

6 Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. 7 Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln.

8 Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. 9 Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, daß ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. 10 Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. 11 Es sei nun ich oder jene: so predigen wir, und so habt ihr geglaubt.

Da ist die Rede nicht nur von der Auferstehung, sondern zunächst von seinem Tod: daß er gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift, und daß er begraben worden ist; - erst heißt es: daß er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift, - und daß er gesehen worden ist.

Der Vorgang der Auferstehung selbst ist zwar mit Menschenverstand nicht zu erklären, aber für manche Menschen ist er doch wenigstens eine unerklärliche Erscheinung.

Und dann gibt es Menschen, die ganz genau wissen wollen, wie das im einzelnen zugegangen ist. Denn da steht im Matthäus-Evangelium: "...der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich drauf..." Also weiß man auch, wie das weitergegangen ist, man muß es sich nur logisch ausmalen.

Und wer das nicht glaubt, der gilt dann allzu leicht als ungläubig. Nur heißt es dann weiter: ,,Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot."

Die einzigen Zeugen, die das Geschehen, den Ablauf der Auferstehung hätten beobachten und protokollieren können, hat Gott rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen. Es geht uns Menschen nichts an, wie Gott seine Werke bewerkstelligt. Wir haben das Ergebnis vor Augen, oder wir hören von denen, die ihre Erfahrung mit dem lebendigen Gott gemacht haben. Aber Glauben erklären zu wollen, das bringt nichts als neue Fragen und die Gefahr, in Zweifel und Unglauben zu verfallen.

Paulus hatte seine Begegnung mit dem Auferstandenen. Das war nach Himmelfahrt, also nach der letzten sichtbaren Erscheinung und Zusammenkunft Jesu mit seinen Jüngern. Bei seinem Erlebnis auf dem Weg nach Damaskus hat er ihn ganz drastisch erlebt - nicht ihn selbst, persönlich leiblich, sondern seine unsichtbare Gegenwart - und erfahren, daß der Auferstandene wirklich lebt.

Das Wort "wirklich" ist hier ganz wörtlich zu verstehen: "wirksam".

Im alten russisch-orthodoxen Ostergruß heißt es: "Christus ist auferstanden - er ist wirklich auferstanden!"

Wer von uns hätte nicht schon in seinem Leben die Wirksamkeit des Auferstandenen und Lebendigen in irgendeiner Weise erfahren?

Da gibt es einen schönen Vergleich: Aus der Raupe wird eines Tages ein schöner Schmetterling. Die Raupe frißt sich satt von morgens bis abends. Nun sagt jemand zu ihr: Denk' doch nicht immer nur ans Fressen, sondern freue dich darauf, daß du eines Tages ein schöner Schmetterling werden wirst! Dann kannst du die Blume sehen und ihren süßen Nektar genießen. Solange du aber nur am Grün herumfrißt, schädigst du die Pflanze, und dann kommt sie womöglich gar nicht mehr zum Blühen.

Wir Menschen unterscheiden uns von der Raupe - wie von allen Tieren - gerade dadurch, daß Gott uns Verstand gegeben hat, mit dem wir die Fähigkeit haben, über das Hier und Heute hinaus zu denken. Wir haben die Wahl, uns entweder nur auf das Dieseits einzustellen, oder aber unseren Blick darüber hinaus zu lenken. Wir dürfen wissen - durch unseren Glauben - daß wir eines Tages unsere Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen bekommen. Wie sie dann aussehen wird, das wissen wir heute noch nicht. Wir wissen nur, daß uns die Sicht zugesagt ist.

Durch seine Erscheinung als der Auferstandene hat Jesus uns die Tür dazu geöffnet. Der Glaube an den Auferstandenen ist der Schlüssel zum Glauben an die eigene Auferstehung.

Am Anfang unseres heutigen Predigttextes schreibt Paulus: "Ich erinnere euch an das Evangelium, ... durch das ihr selig werdet, ... es sei denn, daß ihr umsonst gläubig geworden wärt." Mit anderen Worten: Wer nicht an die - rational unerklärliche - Tatsache von Tod und Auferstehung glaubt, der glaubt umsonst, weil er den Kern des Evangeliums nicht begriffen hat. Begreifen heißt: So nach etwas zu greifen, daß es einem zum Besitz wird. Und am Schluß schreibt er: "... durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Nicht ich bin es, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist." Es kann nicht darum gehen, daß wir glauben sollten oder müßten, sondern wir dürfen das Unerklärliche glauben. Dies zu dürfen, liegt ganz allein an Gottes Gnade - und die sei allezeit mit uns. Amen.

Martin Bender, Prädikant Südring 98 55128 Mainz-Bretzenheim

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Mogens Agerbo Baungård, sognepræst i Moltrup og Bjerning, email