<H5>påskedag ( meget smuk)</H5>

Predigt für den Ostersonntag 1997

O nein. Bitte jetzt nicht Schluß machen. Das ist aber gemein. Ganz sicher, liebe Gemeinde, haben Sie das beim Fernsehen schon oft gedacht. Immer wenn es in einer gut gemachten Fortsetzungsgeschichte am spannendsten ist, heißt es: Fortsetzung folgt. Gerade dann, wenn der Wagen des Helden unlenkbar und unbremsbar auf den Abgrund zufährt, oder wenn sich der Schlüssel des unwissenden Ehemanns in der Haustür dreht, hinter der sich die treugewähnte Gattin mit einem anderen vergnügt, immer dann, wenn es am meisten kitzelt, wird der Zuschauer abgewürgt. Das nennt man auch Cliffhanger-Geschichte, denn es scheint, das da einer an einer Hand festgehalten, am Kliff über dem Abgrund hängt. Und dann hört es auf. Sie kennen das Gefühl. Vielleicht denken Sie ähnliches, wenn ich Ihnen folgenden Bericht von Markus über das erzähle, was an Ostern geschehen ist. Sie merken dann, auch das ist so eine Fortsetzungsgeschichte. Aber hören Sie doch mal hin, was Sie in dieser Geschichte am meisten packt:

Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben. Am ersten Tag der Wochen kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? Doch als sie hinblickten, sahen sie, daß der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß. Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. Er aber sagte zu ihnen; Erschrecket nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte. Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat. Da verließen sie das Grab und flohen, denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich.

Ich habe Sie ja gewarnt. Das ist eine Fortsetzungs- eine Cliffhanger-Geschichte. So kann es nicht enden, so hat es nicht geendet. Aber sagen Sie doch erst einmal, was Sie in dieser Geschichte gepackt hat. Die drei Frauen hat am Ende Schrecken und Entsetzen gepackt, doch vorher, waren sie und wir von anderem gepackt und angerührt. Ich will dem einmal nachgehen. In der Geschichte werde ich

1. gepackt von der Verlegenheit Der Anfang der Geschichte führt uns an einen frühen Montagmorgen. Noch ist alles still, noch hat der Lärm und die Geschäftigkeit das Leben der Stadt nicht erfaßt. Da gehen drei Frauen los zu einem Grab. Nocheinmal Abschied nehmen. Nocheinmal mit ihm reden, als lebte er noch. Er hat ihnen so viel bedeutet, er hat ihnen so viel gegeben. Aufeinmal soll alles zu Ende sein? Sie möchten ihm gerne noch zeigen, wieviel er ihnen bedeutet hat. Wie es damals üblich war, haben sie Balsam und Öle dabei, die drei Frauen, um den Leichnam nocheinmal zu konservieren. Das machte man damals so. Vielleicht gehen sie in aller Frühe, um mit ihren verheulten Gesichtern nicht von jedem gesehen zu werden. Vielleicht gehen sie bei Sonnenaufgang, um den Blicken der anderen auszuweichen. Wer begegnet schon gerne einem Trauernden und damit indirekt dem Tod? Da bin ich doch gepackt von der Verlegenheit, da stocken mir die Worte im Hals, da fährt es in mich. Das Erinnerungsfoto an die Konfirmation- ich weiß nicht, ob es bei Ihnen, liebe goldene Konfirmanden eines gegeben hat, der Blick fährt darüber und dann stockt die Stimme, denn da sind zwei Gesichter, die sind nun nicht mehr da. Oder da gibt es Menschen, die erzählen uns davon, daß sie mit dem Lieben, der nun schon gestorben ist, immer wieder die Fragen des Lebens durchsprechen. Dafür gehen sie gerne zum Friedhof, denn da ist so ein Ort, wo sie Zwiesprache halten. Wenn man so etwas hört, ist man erst einmal gepackt von der Verlegenheit. Na, warte einmal ab, wenn es einmal bei dir so ist, denkt man da vielleicht im Stillen.

Gepackt von der Verlegenheit, das erste. Doch nun geht es weiter, denn nun werde ich in dieser Geschichte...

2. gepackt von der Verwunderung Die drei Frauen unterwegs zum Grab durchfuhr plötzlich der Gedanke: Wir kommen ja gar nicht zum Ziel, wir können ja gar nicht zu Jesus, der Weg ist uns versperrt, vor der Grabeshöhle, in der sie Jesus hingelegt haben, liegt ein schwerer Stein, den wir nicht wegschieben können. An alles hatten sie gedacht, nur daran nicht. Öle und Balsam hatten sie dabei, doch den Stein, den hatten sie vergessen. Trotzdem gingen sie weiter und wurden gepackt von der Verwunderung. Der Stein war nicht mehr an Ort und Stelle, weggewälzt war er und von Neugierde angezogen gingen sie hinein in die offene Grabhöhle. Dort läßt sie die Verwunderung nicht los, denn dort sitzt ein Engel und macht sie darauf aufmerksam, daß sie mit den Totensalben bei Jesus nicht mehr ankommen, denn er ist nicht mehr da, er ist auferstanden. Auferstanden, vom Tod.

Vielleicht, liebe Gemeinde sind Sie jetzt gepackt von der Verwunderung. Aufstehn vom Tod? Verläßt uns jetzt nicht der gesunde Realismus? Aufstehn? Vor der Kirche muß ich früh aufstehn, in der Kirche muß ich aufstehen, es gibt Menschen, die stehn auf gegen Ungerechtigkeit, es gibt Menschen, die stehn auf Schokoladeneis und schnelle Autos, aber wer tot ist, steht nicht mehr auf. Oder? Vielleicht packt Sie die Verwunderung, wie man heute noch an solche Märchen glauben kann.

Kurzum, ich kann es nicht beweisen, daß diese Geschichte so stimmt, aber es gibt aller Skepsis zum Trotz gute Gründe dafür. Vielleicht ist alle unsere Skepsis wie der große Stein, an den die Frauen unterwegs dachten, und als sie da waren, war der plötzlich kein Problem mehr. Ein guter Grund für die Glaubwürdigkeit der Geschichte: Denken Sie einfach einmal an die Krimiserie: Ein Fall für zwei. Rechtsanwalt Dr. Frank und sein Alfa-Romeo- fahrender Detektiv Matula, genau der mit der Reibeisen-Stimme sind ja meistens damit beschäftigt, einen Mandanten aus schweren Vorwürfen rauszuboxen. Nicht selten fehlt ihnen dabei der entscheidende Entlastungszeuge. Die Zeugen müssen allerdings eine entscheidende Eigenschaft haben: Sie müssen glaubwürdig sein. Wer vorbestraft, meistens sturzbetrunken ist und undurchsichtigen Umgang hat, ist ein ein denkbar schlechter Zeuge. Mit ihm werden Frank und Matula nichts anfangen können. Damals waren Frauen schlechte Zeugen. In Israel galt ihr Wort vor Gericht nicht als Zeugenwort. Nun sagen viele: Die Geschichte von Ostern ist ein süßer Traum, wär ja schon, aber total unrealistisch. Nein, hätte man diese Geschichte nur erfunden, hätte man nie im Leben, Frauen als entscheidende Zeugen für die Wahrheit benannt, da hätte man nach Honoratioren gesucht, ehrenhafte Männer gefunden, weise Philosophen gefragt und berühmte Sportler interviewt, aber keine Frauen. Vielleicht sagen Sie, das reicht mir als Argument noch nicht aus. Da will ich schon noch mehr wissen. Kann ich gut verstehen. Geht mir genau so. Ich will auch noch mehr. Gepackt von der Verwunderung? Natürlich! Es ist das Wunder der Weltgeschichte, das entscheidende Datum, das unser Leben verändert. Aber noch mehr hoffe ich, daß wir nun - und das ist mein dritter Punkt ...

3. gepackt (sind) von der Verheißung Wir haben viele verschiedene Ostererzählungen im Neuen Testament. Da gibt es Geschichten, die erzählen von zwei Frauen, einige von 3. Da gibt es Geschichten, die erzählen davon, daß da ein Engel war, andere erzählen von zweien. In einer Geschichte im Johannesevangelium, und so erzählt es auch Matthäus der andere Evangelist, begegnet Jesus der Auferstandene schon am Grab den Frauen. Hier ja nicht. Nun mag man sagen, wie widersprüchlich das ist. Es ist nur am Rande widersprüchlich. Viele Menschen haben das miterlebt und weitererzählt und jeder hat erzählt, was ihm wichtig ist. Da gibt es Verschiebungen, aber es gibt eine identische Mitte. Der Tod hat verloren. Kern aller Erzählungen aus verschiedenem Mund ist: Jesus lebt. Trotz aller kleiner Widersprüchlichkeiten, eindeutig und glasklar erzählen alle, die es erfahren haben: Hier ist Gottes Widerspruch gegen den Tod. Die Frauen bekommen, so wie Markus es erzählt, einen besonderen Auftrag von dem Engel: Und dieser besondere Auftrag hat etwas mit unserem Leben zu tun. Der Engel sagt: Sagt den anderen, den Jüngern, die noch denken, daß er tot ist: Jesus geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat. Galiläa, im Norden Israels, das Land herum um den See Genezareth, das war die Heimat der Jünger, der Fischer, dieser einfachen Leute. Galiläa, das war ihr Alltag, ihre kleinen Sorgen. Ich wünsche mir, daß wir gepackt werden von dieser Verheißung. Jesus geht voraus in mein Galiläa, in meinen Alltag, in meinen kleinen Mief, den niemand interessiert, in meine Angst, in meine Fragen. Nicht nur wenn goldene Konfirmation oder Osternacht und Hochstimmung ist. Nicht nur wenn ich mich fromm und christlich fühle, er kommt in meinen Alltag. Und wenn ich komme, ist er schon da, und begegnet mir, wie den anderen Jüngern in Galiläa, indem er sagt: Fürchte dich nicht, hab keine Angst, ich bin's. Ich bin da.

Ich hatte ja gesagt. Das ist eine Fortsetzungsgeschichte. Fortsetzung der Ostergeschichte folgt - mitten in unserem Leben. Amen.

© Evangelische Kirchengemeinde Traisa Pfarrer Andreas Klein

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Mogens Agerbo Baungård, sognepræst i Moltrup og Bjerning, email